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8707 Uetikon am See, 06/04/2019

Horse Agility 2019

Samstag, 13. Juli 2019 – Eugen Schmid
„Agility (englisch für Wendigkeit, Flinkheit, Agilität) ist eine Hundesportart, bei der der Hund
einen aus mehreren Hindernissen bestehenden Parcours in einer festgelegten Zeit
überwinden muss“ und „Agility fördert die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch
und Tier und ist weltweit etabliert“(Quelle: Wikipedia)
Das war mein Wissensstand. Mit meiner Stute Rocca Rubina WM (genannt Röccel), die
gerade 8 Jahre alt geworden ist, hatte ich bislang ganz kleine Basislektionen in
Freiheitsdressur und verschiedene „Gruselparcours“ absolviert. Bei Freiheitsdressuren und
Hunde-Agility war mir stets aufgefallen, dass die Tiere meistens mit sichtbarer Freude solche
Uebungen absolvierten. Die Ausschreibung des Reitvereins war da und ich fasste den
mutigen Entschluss daran teilzunehmen.
Rocca nahm ich am Samstag Morgen von der Weide und auf ging es in den Transporter (mit
den üblichen 4-5 Anläufen). Der Transport war kurz und auf dem oberen Parkplatz beim
Pfannenstiel wurde ausgeladen. Rocca war etwas aufgekratzt aber sonst brav. Der Strasse
entlang ging es bis in den Wald zum Sandplatz. Dort blieb sie wie angewurzelt hoch
erhobenen Hauptes stehen und betrachtete das Ganze. Die erste Gruppe war noch am üben.
Was sahen wir auf dem Platz: Ein tunnelähnliches Gebilde aus zwei Zelten, diverse Sprünge
(keine Angst, die Höhe war für Shettland Ponys auch gut) , ein Sprung mit umgekehrten
Besen, ein Slalom Parcours, eine enge Passage mit beidseitig multiplen farbigen
Gummiwürsten (so Würste, wie man zum Baden braucht), erhöhte Bretter (Länge eines
Baustellen Brettes), eine Planen-Allee mit vielen Tierchen am Rand in einem
flädliumhangenen Bogen endend. Die Flädlis flatterten munter im Winde.
Die erste Gruppe hatte abgeschlossen und ich in der Zwischenzeit Rocca in den Relax-Modus
gewandert.
Christina Brückner begrüsste uns im Halbkreis mit Pferd an der Hand (ich war erstaunt, wie
ruhig sie waren und auch zuhörten) und erläuterte uns die Geschichte des Agility-Trainings
sowie das, was auf uns zukommen sollte. Das Hauptziel sei immer Spass für alle! Da wir
infolge kurzfristiger Abmeldungen nur noch drei TeilnehmerInnen waren, konnten wir
intensiver üben. Jedes einzelne Hindernis konnte betrachtet, beschnuppert und ausprobiert
werden.
Die Gummiwürste-Allee machte Rocca keine besondere Angst, sie lief einfach etwas
schneller durch. Der Slalom ging locker, kein Pfosten umgehauen oder Plastic-Pylon
verschoben. Beim Sprunghindernis mit den umgekehrten Besen biss Rocca sofort in einen
der Besen und zog ihn aus der Halterung heraus. Auch mein resolutes Kommando „Aus“ half
nicht viel, ich musste mich mit einem kleinen Nasenstüber durchsetzen. Etwas mehr Respekt
hatte Röccel vor den mumenschanzähnlichen Stoffrollen. Die bewegten sich manchmal im
Wind wie grosse Engerlinge. Sie stocherte mit dem Vorderhuf darauf herum und konnte sich
dann doch entschliessen, darüber hinweg zu steigen. Das „Besteigen“ des langen und
erhöhten Brettes war dann eine grössere Herausforderung. Eines der Bretter war mit
Kunstrasen überzogen und Röccel wollte zuerst umgehend davon fressen. Hier brauchte es
eine geduldige Schnupperphase. Röccel „schnarcht“ dann jeweils, wenn ihr etwas nicht ganz
geheuer ist. Ein Huf drauf und wieder runter, zwei Hufe drauf – viel Lob und auch ein Leckerli
(wie beim Verladetraining). Ich habe es kaum geglaubt: innert nützlicher Frist lief sie
problemlos in beiden Richtungen über das Brett! Die Blachen-Allee mit einer weichen
Matratze in der Mitte und einem beidseitigem Spalier von Kunststofftierchen aller Art war farbenfroh und ungewohnt – aber nach etwas Zögern am Schluss auch bewältigt. Der ZeltTunnel war für das Pferd eine Herausforderung, weil das Zelt drinnen eher dunkel und sehr
tief war. Röccel musste den Kopf nach vorne strecken, aufrechte Haltung nicht möglich (aber
keine Angst, für Sicherheit war auch da gesorgt: die Querstreben hatten einen
Schaumgummischutz rundherum!).
Der Schwierigkeitsgrad wurde kontinuierlich gesteigert. Christina gab uns immer wieder Tips
und Unterstützung. Zuerst jede einzelne Station im Schritt. Dann 1-3 Stationen aneinander
im Schritt und Trab. Zwischen zwei Stationen Handwechsel – bei guter Ausführung eine
ballettähnliche, graziöse Rotation vor dem Pferd auf die andere Seite. Bei mir sah es
anfänglich eher aus, wie wenn ein Kunsteisläufer nach einer verpatzen Figur kurz vor dem
Sturz.
Dann kam der krönende Abschluss: Alle Hindernisse in einer vorgegebenen Reihenfolge
zweimal am Stück zu absolvieren, wenn möglich im Trab. Röccel machte brav mit, ich geriet
aber aus zwei Gründen etwas ausser Atem: Erstens trabt Röccel mit ihren langen Beinen
auch locker relativ schnell und zweitens vergisst man bei allen schwierigen Aufgaben das
Atmen – es ist kein lockerer Waldlauf! Natürlich durfte man (und musste ich) einzelne
Passagen auch im Schritt absolvieren (insbesondere die Ballettrotation beim Handwechsel) –
das spielt keine Rolle, ein Zeitlimit ist nicht gefragt.
Fazit: Super, ich komme wieder. Beeindruckt haben mich einige Dinge: 1. Die fröhliche und
kompetente Leitung von Christina, immer mit einem „big smile“. 2. Wie schnell und
interessiert Pferde Neues ausprobieren und lernen. Abwechslung und Verlassen der Routine
tut ihnen offensichtlich gut. 3. Für mich war es spannend, lehrreich und „de Plausch“. Agility
fördert die harmonische Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier auf spielerische Art.
Hauptziel Spass für alle erreicht! Vielen Dank Christina!
PS: Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass der Erfinder des „Hunde-Agility“ Peter
Meanwell aus England anlässlich der Crufts Dog Show 1977 gebeten wurde, einen
Pausenfüller mit Hunden zu gestalten. Er liess sich vom PFERDESPORT inspirieren und
entwickelte ein Springturnier für Hunde als Wettkampf. Von da an nahm die AgilityBewegung weltweit rasant ihren Lauf. Als Suchbegriff für unseren Sport dient bei Wikipedia
„Equine Agility“.